10.05.2022
Ruhr-Handwerk: Dreifacher Druck durch Inflation, Lieferengpässe und Fachkräftemangel
Das Geschäftsklima im Ruhr-Handwerk hat im Frühjahr einen kräftigen Dämpfer erlitten. Im Vergleich zur Herbstumfrage ging das Geschäftsklima um 9 Punkte auf 115 Punkte zurück und lag damit wieder auf einem ähnlichen Niveau wie im Frühjahr 2021. In einigen Gewerken wie dem Lebensmittelgewerbe und den Personenbezogenen Dienstleistungen wirkt die Corona-Pandemie weiter nach. Auch das Kfz-Gewerbe erlebt einen deutlichen Einbruch des Geschäftsklimas. Stabil ist allein die Stimmung bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf. Die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine machen auch vor dem Handwerk nicht Halt.
„Wir stehen derzeit vor einer dreifachen Herausforderung. Die Preise explodieren bei Energie und Rohstoffen, bei vielen Materialien und Vorprodukten gibt es Lieferengpässe und zudem fehlen uns in wichtigen Märkten Fachkräfte und Unternehmernachwuchs“, betonte Andreas Ehlert, der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf im Namen von Handwerk Region Ruhr, der Arbeitsgemeinschaft der drei Handwerkskammern und elf Kreishandwerkerschaften in der Region, die rund 45.000 Betriebe vertritt.
Trotz galoppierender Preise stagniert der Umsatz im Handwerk. Nur im Bauhauptgewerbe und im Ausbaugewerbe bleibt das Umsatzklima positiv. In allen anderen Branchen gingen die Umsätze zum Teil kräftig zurück. „Im Kfz-Gewerbe, im Lebensmittelgewerbe und bei den Personenbezogenen Dienstleistungen meldet etwa jeder zweite Betrieb rückläufige Umsätze,“ hob Ehlert hervor.
Die Beschäftigung war in den Handwerksbetrieben im vergangenen Jahr leicht rückläufig und wird sich nach Einschätzung der Betriebe im kommenden halben Jahr nur leicht erhöhen. „Am ehesten wird das Ausbaugewerbe im Jahresverlauf Beschäftigung aufbauen können“, erläuterte Ehlert. „Aber insgesamt bräuchten wir deutlich mehr Kapazitäten, um die steigende Nachfrage in Sachen Klimaschutz und Ressourceneffizienz zu bedienen.“
In den Teilregionen des Ruhrgebiets verläuft die Handwerkskonjunktur allerdings uneinheitlich. Gegen den landesweiten und regionalen Trend stieg das Geschäftsklima in der Emscher-Lippe-Region um zwei Prozentpunkte auf 111 Punkte an. Im westlichen Ruhrgebiet ging das Geschäftsklima dagegen um drei Prozentpunkte auf 117 Punkte zurück. Den stärksten Rückgang gab es mit 15 Prozentpunkten im östlichen Ruhrgebiet.
Ein Megathema im Handwerk sind die steigenden Verkaufspreise. „Zwei von drei Betrieben melden steigende Verkaufspreise, und damit ist nicht gesagt, dass die Betriebe die galoppierenden Kosten vollumfänglich an die Kunden weitergeben“, betonte Ehlert.